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Palma de Mallorca | Frauenpower am Ballermann

Christoph Reichwein/dpa | Mia Julia nennt sich «Deutschlands Partykönigin». (Archivbild)

Partymeile

Palma de Mallorca (dpa) - Der Ballermann auf Mallorca machte lange Zeit seinem Namen alle Ehre - als Männerdomäne. Heute grölen nicht nur mehr weibliche Malle-Fans an der deutschen Partymeile in El Arenal mit, auch auf der Bühne geben mehr und mehr Frauen den Ton an.

Mia Julia: Vom Bett auf die Bühne

Die ehemalige Porno-Darstellerin Mia Julia Brückner (38) macht im Bierkönig 2013 schnell auf sich aufmerksam - auch, weil sie bei ihren Auftritten in den ersten Jahren blankzieht. Heute zählt der 1,57 Meter große Wirbelwind aus Oberbayern zu den größten Stars am Ballermann und nennt sich selbst «Deutschlands Partykönigin». In ihren Songs geht es um lange Partynächte («Wir eskalieren») und ihre Mallorca-Liebe («Bring mich nach Hause»).

«Als ich angefangen habe, war das wirklich eine sehr krasse Männerdomäne. Mittlerweile haben wir aber viele weibliche, starke Acts am Start. Es ist auf jeden Fall ausgeglichener», sagte die 38-Jährige der Deutschen Presse-Agentur kürzlich am Rande des «Rainbow Festivals» in Köln.

Die Sängerin, deren Wechsel vom Bierkönig zum Konkurrenten Megapark in diesem Jahr für reichlich Wirbel sorgte, steht für einen weltoffenen Partykult an der Playa. Sie redet über Depressionen, eine frühere Vergewaltigung und ihre Bisexualität. Mittlerweile veröffentlicht sie auf einer Online-Plattform auch wieder Pornoclips.

Mit dieser selbstbewussten und selbstbestimmten Art hat die Entertainerin die Männerhochburg Ballermann geknackt - und den Weg für noch mehr Frauenpower geebnet.

Frenzy: Erst gemobbt, jetzt gefeiert

«Mia Julia war eigentlich die Erste, die mir hier wirklich die Hand gereicht hat», erzählt Sängerin Frenzy (32). Die ausgebildete Tänzerin und frühere Bewegungspädagogin startet ihre Ballermann-Karriere 2018. Doch der Anfang verläuft holprig. «Ich hatte das Gefühl, als ich hier angekommen bin, haben erst mal alle ihre Ellenbogen ausgefahren und keiner hat mir richtig geholfen.»

Man habe ihr zunächst auch nahegelegt, ihren Partner geheim zuhalten. «Da habe ich dann Kommentare bekommen wie: "Vielleicht kommst du besser ohne deinen Mann zu den Auftritten, weil du dann besser mit den DJs flirten kannst, damit die öfter deine Songs spielen".»

Doch die verheiratete Musikerin aus dem Kreis Heinsberg bei Köln («Wird`s wieder hell oder hab’ ich nur die Lampen an?») beißt sich durch, nimmt mit Mia Julia 2019 das Duett «Wir sind wir» auf und fasst im Bierkönig Fuß. Heute sei die Atmosphäre dort eine völlig andere - entspannt und familiär.

Die Kritik, manche Lieder am Ballermann seien sexistisch und Frauen würden nur auf ihr Aussehen reduziert, lässt die 32-Jährige nicht gelten. «Ich glaube, es ist noch kein Titel richtig groß geworden, bei dem jetzt ernsthaft irgendeine Art Mensch beleidigt werden sollte. Und keiner, der im Bierkönig steht und laut "Layla" mitgrölt, will damit irgendwen verletzen, garantiert nicht.» Sie selbst spielt in ihrem aktuellen Song «3er» mit dem Thema: «Hast du Bock auf `nen Dreier? Nur du, ich und die Playa.»

Frenzy, die bürgerlich Franziska Strnad heißt, gilt nach dem Weggang von Mia Julia als der beliebteste weibliche Act im Bierkönig. Bei ihren Auftritten herrscht Ausnahmezustand. Ihre männlichen Fans würden sich dabei stets benehmen. «Ich habe noch nie erlebt, dass die Jungs blöd zu mir sind oder mich an falschen Stellen anfassen. Eher ganz im Gegenteil, die sind sehr respektvoll und immer sehr vorsichtig.»

Isi Glück: Vom Ballermann zu Bohlen

Auch sie hat sich den Respekt der Mallorca-Männer erarbeitet: Die Elmshornerin Isabel Gülck wird 2012 Miss Germany und nimmt an mehreren Castingshows teil. 2017 versucht sie ihr Glück am Ballermann - unter dem Namen Isi Glück.

«Damals war es noch etwas Außergewöhnliches und Besonderes, wenn eine Frau sich entschieden hat, Ballermann-Musik zu machen. Das war dann doch sehr männerdominiert», blickt sie auf ihre Anfänge im Megapark zurück. «Das war in dem Moment aber gar nicht schlecht, weil es für mehr Aufmerksamkeit gesorgt hat, wenn man sich da als Frau auf die Bühne gestellt hat.»

In den vergangenen beiden Jahren landet die 34-Jährige mit «Delfin» und «Oberteil» die wohl größten Hits der Saisons, im Frühjahr schafft sie mit ihrem Debütalbum den Sprung auf Platz eins der Charts. Kein Wunder, dass RTL sie für die kommende Staffel «Deutschland sucht den Superstar» verpflichtet hat. Dort sitzt sie neben den Alpha-Tieren Dieter Bohlen und Bushido in der Jury.

Am Ballermann fühlt sich die Partysängerin - auch was die Gagen angeht - gleichberechtigt. Sie glaubt auch nicht, dass an der Playa nur weibliche Stars erfolgreich werden, die optisch dem Idealbild des männlichen Publikums entsprechen.

«Wenn da ein smarter Typ auf der Bühne steht, auf den die Ladys fliegen, kann der das natürlich genau so für sich nutzen», sagt Glück - die auf dem aktuellen Playboy-Cover zu sehen ist. «Es ist kein Ausschlusskriterium, wenn du jetzt kein Modeltyp bist als Frau. Du musst einfach cool sein, das ist hier das Wichtigste.»

Wird Mia Julia der weibliche Heino?

Sänger wie Tim Toupet (53), Mickie Krause (55), Olaf der Flipper (74) oder Heino (86) werden auch noch im gesetzteren Alter auf den Ballermann-Bühnen gefeiert. Die weiblichen Stars, darunter auch Namen wie Nancy Franck, Caro Winter oder Malin Brown, sind aktuell noch alle unter 40.

«Ich glaube schon, dass man auch als Frau im hohen Alter noch auftreten könnte. Es gibt noch kein Beispiel dafür, aber wir werden das dann bei mir sehen», sagt Mia Julia selbstbewusst. «Weil ich auf jeden Fall noch ein paar Jahre durchziehe.»

© dpa-infocom, dpa:250716-930-802809/1

Christoph Reichwein/dpa | Frenzy ist der größte weibliche Star im Bierkönig. (Archivbild)

Thomas Banneyer/dpa | Isi Glück sitzt im kommenden Jahr in der «DSDS»-Jury. (Archivbild)

Clara Margais/dpa | Auch Sängerin Nancy Franck tritt regelmäßig im Bierkönig auf. (Archivbild)